Ohne Selbsterfahrungen werden wesentliche kognitiv verstandene theoretische Informationen nicht tief genug verstanden, um sie handlungswirksam nutzen zu können. Theoretisches Nachvollziehen liefert sicher eine gute – dem Denken und der Sprache zugängliche – Basis. Wenn ich selbst aber keine eigenen Erfahrungen dazu verknüpfen kann, wird es zumindest schwierig, komplexe Sachverhalte einerseits selbst wirklich zu verstehen, aber – noch drastischer – es wird schwierig, diese korrekt zu vermitteln.
Wenn ich als Therapeut, Trainer oder Coach arbeite, will ich meinen KlientInnen oder Coachees die beste Qualität anbieten, die ich abliefern kann. Ich würde auch nicht weniger als das von Anderen fordern und wünschen. Dazu gehört für mich, dass ich experimentiert habe, Erfahrungen gemacht und erlebt habe. Dann kann ich authentisch davon freimütig und großzügig berichten. Das ermöglicht mir, tatsächlich in Kontakt zu treten. Ich weiss – nicht nur kognitiv und verstandesmäßig – was es heisst, wenn man seine Ziele nicht erreicht. Scheitern, Frustration und die Suche nach der „Lösung“ sind Schritte auf einem Weg, der einen Menschen unweigerlich zu sich selbst führt. Nicht dabei zu bleiben, sondern „aus Fehlern zu lernen“ bedeutet aber auch: fehlertolerant zu sein, Fehler als Möglichkeit einzubeziehen.
Die Idee, einen experimentellen Lebensstil auszuprobieren, mich mit mir selbst zu beschäftigen, ist eine der Voraussetzungen, die ich von mir erwarte, wenn ich Andere auf ihren Wegen begleiten möchte. Das hat seinen Preis: die „Komfortzone“ bereits gut etablierter Automatismen ermöglicht nur ein sehr begrenztes Handlungsrepertoire: eben das, was ich schon immer getan habe – bzw. gelassen habe. Wer damit zufrieden ist – herzlichen Glückwunsch in Ihrem eigenen Leben! Ich für meinen Teil bin noch nicht ganz zufrieden mit mir. Ich spüre noch ein paar spannende, abenteuerreiche – und anspruchsvolle Experimente, die auf mich warten…