Die drei in der Literaturrecherche gefundenen Themen erscheinen geeignet, im Rahmen einer Ad-hoc- Hypothese als relevante Erfahrungen im logopädischen Diskurs über Interventionen verstanden zu werden. Die Ressourcenperspektive kann sich aus einer Zusammenschau auf diese Erfahrungen ergeben. Für diese Position spricht der Beschluss der Mitgliederversammlung des Berufsverbandes dbl (2010), der ausdrücklich „Patientenpräferenz, klinische Erfahrung und die beste verfügbare wissenschaftliche Evidenz gleichermaßen berücksichtigt“ (S. 4). Bröckel und Hansen (2011) führen aus: „[…] diese Ziel- und Problemdefinition machen wir als TherapeutInnen ja nicht alleine. Patientinnen und Angehörige sind intensiv daran beteiligt und erweitern mit ihren Perspektiven die verschiedenen Definitionsmöglichkeiten“ (S. 16). Die Grundthemen werden in der Modellentwicklung als Schichten aufgefasst (Kerngedanke 2) und näher erläutert.
Wenn Gordon (2005) ausführt, dass „geschichtete Realitäten [Bezug nehmen] auf Erfahrungen, die gleichzeitig auf mehr als einer Bedeutungsebene repräsentiert sind“ (S. 144), wären die Themen (als Erfahrungen) aus Kapitel 2 auch als Schichten visualisierbar und somit einem dreidimensionalen Modell zugänglich (Abbildung 8). Den drei Schichten wurden Leitfragen zugeordnet (Tabelle 4):
Tabelle 4: Schichten des Modells MOVER
| Schichten | Fragen |
| Persönlichkeit | Welche individuellen Akteure sind beteiligt? |
| Interaktion | Wie interagieren die Persönlichkeiten? |
| Wirksamkeit | Welche Wirksamkeit folgt den Interaktionen? |

Abbildung 8
Hansen (2009) hat über die qualitative Auswertung von Video- und Tonbandaufnahmen logopädischer Therapien vor dem theoretischen Hintergrund des Interaktionismus einen wesentlichen Beitrag zur grundlegenden Erforschung therapeutischer Prozesse geleistet. Die dabei verfolgte „grounded theory“ als „eine im empirischen Material verankerte, systematische Entwicklung theoretischer Aussagen“ (S. 385) kann als robuster Hinweis auf die begründete Annahme mindestens der Interaktionsschicht dienen (Kerngedanke 1). Die beiden anderen postulierten Schichten (Persönlichkeit und Wirksamkeit) werden in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Eine zusätzliche Annäherung an die konzipierte Wirksamkeitsschicht wird in Anhang B gegeben. Für die konzipierte Persönlichkeitsschicht (Anhang A) wäre die Persönlichkeitstheorie von Kuhl (2001) eine Annäherung.