In Abbildung 7 sind die jeweiligen Vertreter des Zieltypus in der Zielhierarchie nach Storch und Krause (2010) in Klammern genannt.

Abbildung 7: Erweiterte Zielhierarchien (modifiziert nach Storch & Krause, 2010) |
Die Taktikebene wurde im Rahmen der Arbeit als Erweiterung hinzugefügt. Zieltheorien lassen sich in Anlehnung an Gollwitzer (1995) in vier Gruppen einteilen: Inhaltstheorien, motivationale und volitionale Theorien, kognitive Theorien und persönlichkeitspsycho-logische Theorien. In Anlehnung an diese Einteilung befindet sich in Anhang N die kompakte Darstellung von Dargel (2005, S. 5) zu Zieltheorien im Zusammenhang der Entwicklung eines „theoriegeleiteten Interventionsprogramms, das darauf ausgerichtet ist, […] persönliche Ziele effektiver zu verwirklichen“ (S. 4). Gerade dies ist ein wesentliches Ziel von MOVER (Kerngedanken 1, 8). Grawe (2004) beschreibt neurobiologisch begründete Zielhierarchien (S. 110). In diesen Rahmen lassen sich verschiedene Zieltypen innerhalb der genannten Zieltheorien einordnen. Ziele können als gebildete Zielintention (motivationale Zieltheorien) aufgefasst werden. Auf oberster Ebene steht nach Storch und Krause (2010) die Haltung mit dem Zieltypus Motto-Ziel (kognitive Zieltheorie). Dort sind auch Lebensziele und persönliche Werte angesiedelt (Be-Goals). Darunter befindet sich auf Ergebnisebene, der in der Zielsetzungstheorie (Locke & Latham, 1990; 2002) untersuchte spezifische Zieltypus (Inhaltstheorie). S.M.A.R.T.-Ziele sind spezifisch, messbar, attraktiv, erreichbar und zeitlich bestimmt und hoch in Bezug auf Leistungsziele. Konkrete Verhaltensziele können als Teilziele zur Erreichung von Ergebniszielen aufgefasst werden. Implementierungsintentionen, „Wenn-dann-Pläne” oder „implementation intentions“ nach Gollwitzer (1999) sind hier passende Interventionen: „Once people have formed implementation intentions, goal directed behavior will be triggered automatically when the specified situation is encountered” (Gollwitzer, 1999, S. 501). Diese gehören zu den volitionalen Zieltheorien. Taktikziele sind sehr fein spezifizierte Ziele auf unterster Verhaltensebene, die ergänzt wurden. Dort soll unerwünschtes (teilweise automatisiertes) Verhalten gehemmt werden. Bestimmten Ebenen sind also bestimmte Zieltypen zugeordnet, wobei die drei untersten so genannte Do-Goals darstellen.
Auf Haltungsebene wird in MOVER der Zieltypus Motto-Ziel des ZRM verwendet. Die nach Storch und Krause (2010, S. 98-108) gegebene Beschreibung handlungswirksamer Ziele (Zielerreichung 100 % unter eigener Kontrolle, Annäherungsziel, Auslösung positiven Affekts durch positive somatische Marker) wird in MOVER verwendet. |
Kerngedanke 12: Kriterien handlungswirksamer Ziele (Motto-Ziel)
Handlungswirksame Ziele sollen sowohl Motiv – als auch Zielkonflikte (Orehek, Bessarabova, Chen & Kruglanski, 2011) weitgehend ausschließen. Dies wird bei MOVER in den Zielformulierungen wesentlich berücksichtigt, um Kontrollüberzeugung sicherzustellen. Storch (2003) führt hierzu aus: „Zum einen dienen Kontrollüberzeugungen unter motivationspsychologischen Gesichtspunkten dem Überschreiten des Rubikon und damit der Herausbildung von Intentionen, zum anderen leisten sie sowohl unter salutogenetischen als auch unter präventiven Gesichtspunkten einen nachhaltigen Beitrag zur psychischen Gesundheit“ (S. 16). Ein Konsens über vereinbarte Ziele ist wichtig (Austin & Vancouver, 1996; Gollwitzer, 1995; Storch, 2009c). Der Zusammenhang von Selbstwirksamkeitserwartung und persönlich relevanten Zielen (persönlichkeitspsychologische Zieltheorie) wird bei Bandura und Locke (2003) deutlich: „Self-efficacy and personal goals enhance motivation and performance attainments“ (S. 87). S.M.A.R.T.-Zielformulierungen sind in der Arbeits- und Organisationspsychologie gut untersucht auf ihre Tauglichkeit für hohe Schwierigkeitsgrade, die auf bereits vorhandene Fähigkeiten aufbauen und nicht zu komplex sind (Locke & Latham, 1990). Das zu zeigende Verhalten bei Therapien der Gesundheitsberufe zeichnet sich meist durch hohe Automatisierung, unbewusste Verarbeitungsstrategien und komplexe Bewegungen / Handlungen in unterschiedlichen Situationen mit komplizierten Umgebungsvariablen aus (Eicher, 2009; Ritterfeld, 2005). Weber (in Vorb.) formuliert in ihrem Ausblick: „Diese ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mottoziele nach Storch & Krause eine stärkere Wirksamkeit auf verschiedene Bereiche der menschlichen Psyche haben als hohe spezifische Ziele nach Locke & Latham“ (S. 1). Das Poster zur Studie befindet sich in Anhang O. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die jeweils passenden Zielhierarchien bei Planung, Intervention und Evaluation zu berücksichtigen (vgl. 6.3). Die zieltheoretischen Hintergründe werden bei MOVER in der Interaktionsschicht genutzt.